19.05.2012 – House Hunting 1. Tag

Samstag, 19.05.2012

Und wir brauchen ja noch ein Haus. Nächste Woche kommt die Familie, nach 2 Monaten wird es auch Zeit, und ich wollte ja vorsortieren. Und: heute fängt mein neuer Fahrer an.

Begonnen hat es damit, dass sich ausgerechnet heute das Wetter mit einem Schlag von über 30°C auf Regen und 20°C geändert hat, und ich deshalb nicht Laufen gegangen bin.

Weitergegangen ist es damit, dass sich unser Agent und der Fahrer nicht auf die Route einigen konnten und sich im Auto gestritten haben, wie jetzt fahren. Das Ergebnis war, dass er mehrfach mitten auf der Kreuzung oder der mehrspurigen Strasse stehen geblieben ist, um das Thema erstmal auszudiskutieren. Dann ist mir sein hektischer Fahrstil auf die Nerven gegangen, und seine völlige Unempfindlichkeit gegen Schlaglöcher, selbst ich sehe sie aus der zweiten Reihe, er sitzt schliesslich wie bei ARD in der ersten, und fährt wie beim Fahrwerkstest mittendurch. Mal sehen, wie alt wir beiden werden. Beim Mittagessen hat er auch noch angefangen, den Überstundenzuschlag zu diskutieren. Morgen fahre ich selber.

Fazit: es gibt Häuser, die sind komisch umgebaut sind, oder komisch eingerichtet sind. Manche sind nagelneu, und alle Zimmer haben Riesen-Doppelbetten, das macht für ein Kinderzimmer gar keinen Sinn. Von allen, die ich mir heute angesehen habe, kommt nur eins in Frage, und das wird gerade umgebaut. Noch dazu ist es riesig, hat einen Innenhof, und ist damit sicher ein energetisches schwarzes Loch. Jetzt baue ich erstmal drauf, dass die Regel gilt, am Anfang wird nur der Schrott gezeigt. Jedoch habe ich ein paar interessante Dinge gelernt: Auf meine Frage, warum die Geschirrspülmaschine so klein ist, ich bräuchte wegen der Familie eine grössere, war die Antwort: die braucht man gar nicht, die Ayi ist schneller! Und bei einem Haus wurde ich drauf hingewiesen, das darin der Opa gestorben ist, falls mir das etwas ausmachen würde…

Auf der Heimfahrt habe ich mir noch SIM Karten gekauft, superlustig: man geht in einen ‚Laden‘, ungefähr 2 qm an der Strasse, der Verkäufer klappt ein Buch auf, in dem handgeschrieben (!) alle Nummern stehen, die er zu verkaufen hat, und dahinter die Preise. Grundsätzlich kauft man eine Karte, auf der bereits ein Guthaben ist, die Preise sind aber alle unterschiedlich, sie schwanken zwischen 90 und 450 RMB, warum? Das liegt an den Nummern: Telefonnummern mit einer 4 sind billig (4 = Tod), je mehr 8er, desto teurer (8 = Glück). Wie gut, das unsereins nicht abergläubisch ist.

Zum Schluss noch ein bisschen Statistik: Shanghai hatte zum Ende 2011 23,47 Mio. offizielle Einwohner, und ist damit um 455.000 gewachsen. Das sind 3.702 Menschen/km². Die Geburtenrate hat sich auf 107 Jungen zu 100 Mädchen verschoben, macht aber nichts, da Jungs eh eine geringere Lebenserwartung haben. Eine durchschnittliche Wohnung kostet 2,88 Mio.RMB bei einem Durchschnittseinkommen von 51.968 RMB, pro Jahr! Dennoch wird gebremst, die Einwohner Shanghais dürfen nur noch zwei Wohnungen pro Nase kaufen (der Opa, die Oma, der Onkel, das Kind, …), um dem Spekulantentum vorzubauen, Stadt-Fremde nur noch eine. Shanghai hat jetzt 1,7 Mio. Autos, jeden Monat werden 8.500 Neuzulassungen versteigert,im März gab es dafür 22.706 Bewerber, der Preis liegt jetzt über 60.000 RMB, damit ist es das teuerste Stück Blech auf der Welt.

Und ganz zum Schluss: gerade war li xia, ein etwas schwierig nach dem Mondkalender zu berechnendes Datum, wenn danach die Temperatur an fünf aufeinanderfolgenden Tagen höher ist als 22°C, dann ist offiziell Sommer!