22.06.2016 – Domestic geschafft

Donnerstag, 23.06.2016

Es gibt ein Buch über Fliegen in China von Jan Aschen. Habe ich glaube ich schon mal erwähnt. Da steht viel Wahres drin. Die letzten 3 Wochen waren der Gipfel:

Erstes Ziel Korea, da bin ich allerdings nie angekommen. Flug von Beijing nach Seoul, abends, da passt ja keiner mehr auf. Gegen 2230 die Info: ‚bitte Rückenlehnen senkrecht, alles aus (!), wir landen in 30 Minuten in Beijing, die Temperatur ...‘ Peking? Da kommen wir doch her? Stimmt, 3 Stunden dauert der Flug nie und nimmer. Wer nun erwartet hätte, dass während des Fluges eine Info kommt, wir müssen leider umdrehen: never ever! Vielleicht aus Erfahrung, damit es keine Revolte im Flugzeug gibt, die Landbevölkerung nicht das Cockpit stürmt oder sogar versucht auszusteigen, alles schon vorgekommen. Es werden immer wieder Ärzte ge- und erschlagen, nur weil sich der gewünschte Behandlungserfolg nicht einstellt. Somit ist Arzt in China ein viel gefährlicherer Beruf als Pilot, und auch noch schlechter bezahlt.

Immerhin bei der Landung die Info: ‚wir bedanken uns, dass Sie mit China Southern geflogen sind und wünschen Ihnen einen schönen Abend.‘ Und nachgeschoben: ‚if you have any questions, please contact the ground staff‘. Damit beginnt das Chaos, Ausreisestempel ungueltig stempeln, die Masse zu Bus und Hotel. Die Frage (nicht: Antwort!) ‚wie geht es weiter?‘ ist etwas, vor dem sich jeder Angestellte einer chinesischen Airline gerne drückt. Vor allem mit so komischen Ausländern. Die wollen immer wissen, wie es weiter geht, und sie wollen auch nicht zu zweit in ein Hotelzimmer (Standard!); sie machen einem einfach das Leben schwer, und sprechen meistens auch kein Chinesisch, warum bleiben sie nicht einfach zu Hause?

Ich bin dann selbst organisiert in einem Hotel gelandet, in dem ich erfolglos versucht habe rumzulaufen, ohne den Boden zu berühren, Duschen, ohne die Dusche zu berühren, und bei 30 Grad (CEntigrade Beijing time) zu schlafen, ohne das Bett zu berühren. Immerhin im Einzelzimmer. War aber eh nicht lange, um 0100 auf dem Bett, um 0415 aufstehen. Nur, damit sie uns um 5 erzählen: Könnt wieder ins Zimmer gehen, kein Flug um 7, alles weitere später. Da wir keinen Bock auf Zimmer, Hotel und Bus hatten, mit dem Taxi zum Flughafen (immer die Langnasen!), dort gibt es wenigstens einen Kaffee, aber auch nicht mehr Informationen. Sie haben sich meine Telefonnummer aufgeschrieben, auf den Anruf warte ich heute noch. Um 8 Uhr haben wir das Rennen abgebrochen und Tickets zurück nach Shanghai gekauft. Schluss jetzt.

Das Ganze an einem der wenigen Feiertage: Dragon Boat Festival, deswegen war umbuchen auch nicht möglich, alles voll.

Mein Chef hatte wohl ein bisschen Mitleid mit mir, er hat mir diesen Link geschickt: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/fruehaufsteher/wenn-es-nieselt-fallen-in-china-die-fluege-aus-14286167.html.

Ursache des Ganzen: Der CZ (China Southern) Pilot kann bei eingeschränkter Sicht nicht landen, Seoul hatte Smog (angeblich aus China hin geweht). Dafür fehlt ihm die Lizenz. Das soll sich aber jetzt ändern: http://www.welt.de/reise/Fern/article122874352/China-schult-Piloten-jetzt-auf-Smog-Landungen.html.

Jan Aschen hat übrigens ein klares Airline Ranking. Aus seinem Buch:

„Chinesische Airlines kennen wirklich keinen Komfort. Wobei es doch Unterschiede gibt: Air China ist fast westlich und noch die beste Wahl (auch wenn man auf manchen Flügen noch Aschenbecher in den Armlehnen entdeckt, was nicht für das Alter der Maschine spricht).

China Southern ist eng, aber nett und sauber. China Eastern ist eng, nett und nicht sauber. Shanghai Airlines ist wirklich, wirklich widerlich. Ich überlege, für Notfälle immer einen Gummimantel im Koffer zu haben. Sowie eine Klinikpackung Sagrotan.“

Ich fliege kontinuierlich China Eastern, China Southern und Shanghai Airlines, in genau der Reihenfolge.

Zweites Ziel: Changchun, das sind gerade mal 2,5 h. War früher am Flughafen, wegen eines Zwischenfalls am Vortag mit so einer Art Molotowcocktail am Check-in sollte man früher da sein. Alles ging reibungslos, aber kein Flugzeug da! Pilot verschlafen, Flugzeug verflogen, Besatzung im Stau? Spekulationen erlaubt, da wieder keine Info. Am Schluss ein kleines Schild: ‚due to airflow control‘?! Statt mittags war ich abends in Changchun. Einfach so.

Drittes Ziel diese Woche: Yantai, das sind sogar nur 1h 20‘, bei mir waren es 10 h. Warum? Schweigen! Eine Stunde nach dem geplanten Abflug erschien immerhin ‚delayed‘ auf der Anzeige. Zugegeben, es hat geregnet, wahrscheinlich durfte und konnte da wieder keiner starten und landen. Immerhin bei der Ankunft draussen 25 Grad.

In 3 Wochen 3-mal ein Desaster, Super Ausbeute. Aber: das war’s!!!!! Ich habe es geschafft. Yantai war der letzte Inlandsflug, viele Grüsse an MU, CZ und FM, ihr dürft erstmal eine Weile ohne mich nicht fliegen.

Das war jetzt eine lange Story, aber was einem so alles einfällt, wenn man sinnlos am Flughafen runhängt.